„1997/98 war Jürgen Brehl mit dem Jugendwerk der AWO Nordhessen in der Langebrückenstraße 14 aktiv. In Kooperation mit Streetwork Fulda wollte man Jugendlichen, die sich meistens im Schlosspark Fulda trafen, einen Ort geben, den sie selbst mitgestalten konnten“, sagt Schulenberg. „Das Cafe Panama war geboren und somit begann eine Phase voller ehrenamtlichen Engagements von jungen Menschen für junge Menschen.“ Damals startete auch Schulenbergs ehrenamtliche Arbeit in der L14. So kochte sie beispielsweise für Bands, die im Café Panama auftraten.
2006 ließ sich der Verein YouRoPa Fulda e.V. mit seinem Vereinshaus „Underground“ in der L14 nieder. Fünf Jahre später zeigte das Kino 35 der Kultur- und Kinoinitiative Fulda e.V. den ersten Film. 2013 wurde das Projekt „Siebdruck“ über das Youth Net Ehrenamtsbüro initiiert, und im gleichen Jahr gingen die „Nähbar“ und der Kleidertauschladen an den Start. 2015 entstand das Reparatur-Cafe „Erneuerbar“.
Die vielen Vereine und Initiativen, die mit der L14 eine Heimat fanden, machten den Komplex über die alternative Szene hinaus bekannt. Schulenberg erinnert sich an Konzerte, DJ-Abende und Handmade-Weihnachtsmärkte, die den L14-Komplex als Anlaufstelle für alternative Kultur in Fulda auszeichneten.
Der Umzug und die Pandemie setzen der L14 zu
„Der Zugang zur L14 war immer niedrigschwellig. Jeder konnte Ideen mitbringen, realisieren und den Komplex so wachsen lassen.“ Schulenberg beschreibt die damalige Stimmung als euphorisch, die Angebote als vielfältig, jeder sei motiviert gewesen, das Engagement aller habe angesteckt. Doch das Jahr 2016 markierte eine Zäsur: Das Gelände der L14 wurde an private Investoren aus Fulda verkauft, Wohnungen sollten entstehen.
„Wir haben demonstriert, Unterschriften gesammelt und viel Zeit in die Erarbeitung eines Konzepts gesteckt, das zeigt, wie wir uns die Zukunft des Ortes vorstellten. Wir haben mit Politikern gesprochen, waren bei Stadtverordnetenversammlungen.“ Doch alle Bemühungen der Initiative, den L14-Komplex am Standort in der Langebrückenstraße zu halten, scheiterten 2018 endgültig.
Für einige Projekte bedeutete der Wegzug aus der L14 das Aus. „Die musikalischen Projekte haben erstmal keine neue Heimat gefunden“. Nur einzelne Projekte konnten in das Interimsquartier L14zwo in die Lindenstraße 2 in Fulda umziehen. Das Kino 35 fand in der Ohmstraße eine neue Heimat.
„Der Abschied fiel schwer, denn der Ort hatte Strahlkraft. 20.000 Nutzer, 250 Ehrenamtliche und 21 Gruppen, Initiativen und Vereine haben sich an diesem Ort engagiert. Es gelang, kulturelle Unterhaltung, soziales Engagement, ökologische, nachhaltige Projekte, freie Kunst und Kunsthandwerk miteinander zu verbinden – der Ort war einmalig“, sagt Schulenberg. Dass alle alternativen Gruppen und Projekte in der Langebrückenstraße einen gemeinsamen Treffpunkt hatten, habe sie voneinander profitieren lassen.
2020 musste die L14 einen weiteren Dämpfer verkraften. Die Corona-Pandemie zwang die Menschen dazu, Kontakte zu reduzieren. Das schränkte die ehrenamtliche Arbeit in den Projekten ein. „Wir konnten plötzlich nicht mehr so viel machen, wie wir wollten.“
Schulenberg sieht die L14 auf einem guten Weg
Trotz aller Rückschläge, Schulenberg blickt optimistisch in die Zukunft. „Teile des städtischen Betriebshofs an der Weimarer Straße sollen in den kommenden Jahren zu einem ‚Kulturhof‘ für kulturelle Initiativen sowie Veranstaltungen umgebaut werden. Dann ist sicher auch wieder ein Anschluss aller Projekte möglich.“ Wann es so weit sein wird, ist indes offen.
Fest steht, egal wie sich die Projekte rund um die L14 entwickeln werden, Schulenberg bleibt ein Teil von ihnen. „Meine bisherige Zeit in der L14 war prägend und ich möchte sie nicht missen. Ich werde mein Engagement fortführen.“
Insbesondere für Jugendliche sei die L14 ein Ort, den es auch künftig zu erhalten gelte. „Denn sie brauchen einen Platz, an dem sie sich einbringen, ausprobieren und Gleichgesinnte treffen können. Gemeinsam kann man viel bewegen.“
Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Toni Spangenberg.
Auf dieser Luftaufnahme ist nur noch das Gebäude der Geschäftsstelle und die Durchfahrt zum Hof zu sehen.