Bahnhof Fulda
Die Gründung der AWO war unmittelbar nach dem Krieg 1946. Fulda war eine zerstörte Stadt. Auf den Straßen traf man ständig auf Flüchtlinge und zurückkehrende Kriegsteilnehmer sowie Scharen von herumirrenden Kindern und Jugendlichen, die ihre Familien verloren hatten.
Am Bahnhof Fulda trafen damals nicht nur Geflüchtete ein, die Obdach suchten, sondern auch Menschen, die ihre Heimat unter Zwang verlassen mussten: 49 Güterzüge mit insgesamt fast 60.000 Heimatvertriebenen kamen hier im Jahr 1946 an, überwiegend Sudetendeutsche, die in Hessen eine neue Heimat suchten. Die Bevölkerungszahl der Stadt Fulda war plötzlich doppelt so hoch, und der Wohnraum durch die Zerstörungen des Krieges sowieso knapp. Zwangseinquartierungen waren die Folge, welche viele persönliche Ressentiments verursachten.
Die Flüchtlingswelle von 2015 hat die AWO ebenfalls beschäftigt. Spontan mussten leerstehende Gebäude zu Wohnheimen umfunktioniert und soziale Betreuung organisiert werden. Im Vergleich zu 1946 kamen relativ wenige Menschen an. In den ersten beiden Jahren gab es ca. 2.000 Zuweisungen, seit 2017 sind es nur noch 300 – 500 pro Jahr. Ein Großteil hat inzwischen eine eigene Wohnung gefunden. Viele Ehrenamtliche haben Patenschaften übernommen, die bei der Eingliederung helfen.