Rittergasse 7
In den engen und kleinen Räumen des Büros in der Rittergasse ging die Arbeit 1946 los. Viele Kleidungsstücke, vor allem für Kinder, konnten in der Nähstube dank alter, gespendeter Nähmaschinen angefertigt werden. Außerdem wurden hier Kleiderspenden sortiert und verteilt. Wöchentlich trafen sich ca. 10 Frauen.
Eine schwierige Aufgabe für die amerikanische Besatzungsmacht war die Versorgung und Ernährung der Bevölkerung. Frauen der AWO waren zur Unterstützung bereit. In der Rittergasse füllten sie aus großen Tonnen Milch- und Eipulver ins Tüten ab, die gewogen und ausgegeben wurden. Auch für die CARE-Pakete waren sie zuständig. CARE war eine Hilfsorganisation, die Buchstaben stehen für: Cooperative for American Remittances to Europe (www.care.de). Ursprünglich waren die Pakete zur Versorgung der US-Streitkräfte gedacht. Nach Kriegsende waren noch 2,5 Millionen übrig, die aufgekauft wurden. Allerdings waren diese Bestände schon im März 1947 aufgebraucht.
Ab da begann CARE, Pakete zu verschicken, deren Inhalt die Organisation selbst zusammenstellte. Diese wurden stärker auf den Bedarf von Familien abgestimmt. Sie enthielten mehr Fleisch, mehr Fett, mehr Kohlenhydrate und andere Bestandteile, um die europäische „Diät“ anzureichern. Es gab sogar extra Pakete für Babys und Kleinkinder (Schnuller, Brei, Windeln…). Von 1946 bis 1960 gelangten fast 10 Millionen CARE-Pakete nach Deutschland. Davon landeten 3 Millionen in Berlin, das nach Sperrung der Zufahrtswege durch die Sowjetunion von Juni 1948 an fast 1 Jahr lang vom Westen abgeschnitten war. Die Leute nannten die täglich landenden Transportflugzeuge „Rosinenbomber”. Die Menschen freuten sich über jahrelang entbehrte Genüsse wie Bohnenkaffee oder Schokolade. Bis nach der Währungsreform 1948 gab es nichts dergleichen auf dem freien Markt zu kaufen. Im Schwarzhandel kostete ein Pfund Butter etwa 300 Reichsmark – das war das Monatseinkommen eines Facharbeiters.