Von-Schildeck-Straße 3
Erna Hosemann war eine Vollblut-Sozialdemokratin aus Berlin, die durch die Kriegsereignisse nach Fulda verschlagen wurde. Sie war nach dem Krieg in der wiedergegründeten SPD tätig und wurde in Fulda zur Stadtverordneten gewählt.Bei den Debatten ließ sie sich nicht so schnell von der Übermacht der Männer einschüchtern (einzige Frau in der SPD-Fraktion) und kämpfte für die ihr wichtigen sozialen Belange. Das später von der AW O in Ziehers-Nord erbaute Altenzentrum wurde nach ihr benannt.
Überparteilich war sie im Frauen-Verband-Hessen gemeinsam mit engagierten weiblichen Mitgliedern anderer Parteien aktiv. Zusammen mit Elisabeth Selbert (Mutter des Grundgesetzes) saß sie am Vorstandstisch einer 1951 in Fulda abgehaltenen Frauenkonferenz, die sich für eine Reform des Familien- und Eherechts sowie für die Einführung staatlicher Kinderbeihilfen aussprach.
Erna Hosemann wohnte mit ihrem Mann in der Schildeckstraße. Zu den Sitzungen im Stadtschloss sowie zum ersten Büro der AWO bzw. zur Nähstube in der Rittergasse fuhr sie mit dem Fahrrad. Ein Rad war damals eine Besonderheit. Man bekam es nur mit Bezugsschein. Da sie unter einer starken Arthritis litt, wurde es ihr zugesprochen. So blieben ihr lange Fußwege erspart – das Rad musste aber jedes Mal aus dem Keller des Hauses hochgetragen werden. Als ihr Mann 1960 starb, zogen Nähmaschinen und Schreibtisch um in ihre Wohnung, die nun AWO-Büro war einschließlich des Wohnzimmers.
Zu den Aufgaben der AWO gehörte damals schon die Lebens- und Sozialberatung sowie die Vermittlung von Erholungsmaßnahmen. Schon 1947 wurden Kinder an den Edersee gebracht, und für Frauen gab es im Sommer Aufenthalte im Erholungsheim bei Vöhl.
Siehe hierzu auch: “Fulda erzählt”-Projekt des Vonderaumuseums