Ediths Motto:Die Arbeit wird nach Jahren gezählt und nach Taten gemessen.(Johann Wolfgang von Goethe) |
Am 01.02.1995 bin ich in den Dienst des AWO-Kreisverbandes Fulda e.V. als Geschäftsführerin eingetreten. Die vorhandenen Angebote waren überschaubar und die Ehrenamtlichkeit stand im Vordergrund. Es galt, das vorhandene Aufgabenfeld mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszubauen und den damaligen kleinen AWO Kreisverband e.V. ins rechte Licht zu rücken. Der Boden war bereits von meiner Vorgängerin Barbara Imhof vorbereitet und ich konnte kontinuierlich daran weiterarbeiten. Ziel war es für mich, die kleine AWO Fulda im gesamten Landkreis Fulda und in der Stadt Fulda für die Zukunft zu rüsten. Es gelang mir, sie mit ganz unterschiedlichen Projekten in unterschiedlichen Bereichen zu bestücken – sie sollte eine Wertschätzung erhalten und sich gegenüber anderen sozialen Einrichtungen und Verbänden behaupten können. Dank der finanziellen Unterstützung durch den AWO Bezirksverband Hessen Nord e.V. in den anfänglichen Jahren gelang es mir, eine stabile Einrichtung zu schaffen. Der AWO Kreisverband wuchs und wuchs, und wir zogen von der Von-Schildeck-Straße in die Langebrückenstraße 14 um. Da ich Ehrenamt und Hauptamtlichkeit gleichermaßen schätzte und zu einer großen Gemeinschaft vereinen konnte, wurde uns im Jahre 2000 der Lotte-Lemke-Preis vom AWO Bundesverband verliehen. Das stärkte unsere Gemeinschaft ungemein. Für alle Projekte galt es, mit und für Menschen tätig zu sein. Der gleitende Generationenwechsel der AWO Mitglieder und Freunde zwang uns zur Beweglichkeit. Die Anforderungen, die Bedarfe und die Erfordernisse weiteten sich aus. Bald hatten wir 15 Bereiche in einer festen Größe beim AWO Kreisverband zu verzeichnen. Unvergessen sind die vielen alljährlichen Mitgliederfahrten nach Fehmarn, Rügen, Hiddensee, Dresden, Leipzig, Graal-Müritz uvm. sowie die Theaterfahrten nach Kassel. Eine besondere Herausforderung war die Stadtteilarbeit am Aschenberg, die Menschen mit den unterschiedlichsten Kulturen miteinander verband. Erwähnenswert hier das Projekt Lohn und Brot, das zu Beginn von der Arbeitsagentur mitfinanziert wurde und den Boden für die unterschiedlichen Tätigkeiten im Mehrgenerationenhaus am Aschenberg bereitete. Uns kam zugute, dass bereits
- die ganzheitliche Schuldner- und Insolvenzberatung,
- der staatlich anerkannte Betreuungsverein,
- die Jugendarbeit,
- Hausaufgabenhilfe,
- Sprachreisen nach England, Schottland, Frankreich und Malta,
- Seniorenberatung,
- Kuren für Mütter über das Müttergenesungswerk und
- die Beratungsstelle für Frauen aus dem islamischen Kulturkreis u.v.m.
ein fester Bestandteil unserer Arbeit war. Das alles war nur möglich, weil es auf allen Ebenen (Vorstand/Mitarbeiterschaft) eine hohe Akzeptanz gab, gepaart mit gegenseitigem Vertrauen. Ohne dies hätte der AWO Kreisverband heute nicht diesen Stellenwert in Stadt und Landkreis Fulda. Wolfram Latsch ist mein Nachfolger. Er hat die AWO Fulda weiterentwickelt und ausgebaut, und dies mit Profil und Selbstbewusstsein. Dazu gratuliere ich ihm und seiner Mitarbeiterschaft, den Mitgliedern sowie dem AWO Vorstand zum Jubiläum sehr herzlich. Mögen weitere positive Jahre folgen, damit die unverzichtbare Arbeit an und für Menschen fortgesetzt werden kann. “Vergesst niemals bei eurem Tun und Handeln den Menschen” dies schrieb Lotte Lemke, Geschäftsführerin des AWO Bundesverbandes im Gründerjahr 1919. ***** Nachtrag von Ilona Götz: Im Vorfeld zu diesem Bericht habe ich mich mit Edith Becker länger unterhalten. Dabei erzählte sie mir eine Episode, die meines Erachtens sehr schön widerspiegelt, wie die Arbeitsbedingungen in der Von-Schildeck-Straße waren. Alle eine große Familie! Als Sozialverband ist man immer auf Fördergelder angewiesen, insbesondere von der Landesregierung in Wiesbaden. Selbsterklärend muss man sich ins beste Licht setzen, wenn ein Besuch angekündigt wird. Eines Tages kam Hans Eichel mit Gefolge. Nicht nur Daten und Fakten sollten stimmen, Edith Becker wollte, dass er sich bei der AWO auch richtig wohl fühlt. Also wurden im Café Thiele extra ein paar Tortenstückchen zuckerfrei bestellt, was nicht ganz billig war. Diese standen dann gut gekühlt für den Besucher bereit. Allerdings: Es gab nur einen einzigen Kühlschrank in einem einzigen Gemeinschaftsraum. Und da konnte sich jeder bedienen. Was soll man noch sagen? Die Kinder der Hausaufgabenbetreuung haben sich sehr über die leckere Torte gefreut. Auch wenn sie zuhause bei der Mama süßer schmeckte.