Auf ein langes und erfolgreiches Wirken kann der AWO Kreisverband Fulda zurückblicken. Er begeht in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum, wozu ich die Grüße und Glückwünsche des Landkreises, aber auch meinen persönlichen Dank für ein Dreivierteljahrhundert gelebte mitmenschliche Solidarität übermitteln darf.
Aus bescheidenen Anfängen ist unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein breit aufgestellter Wohlfahrtsverband geworden, mit dem der Landkreis Fulda als örtlicher Sozial- und Jugendhilfeträger in den verschiedensten Bereichen eng, vertrauensvoll und partnerschaftlich zusammenarbeitet. Das uneigennützige Engagement für andere und die Gemeinschaft wird in der Regel ehrenamtlich erbracht und verdient deshalb hohe Wertschätzung. Jubiläen sind besonders geeignet, diese Leistungen der Öffentlichkeit ins Gedächtnis zu rufen. Die Anerkennung gebührt vor allem den stillen Helferinnen und Helfern, die sonst nur wenig im Rampenlicht stehen.
Die Hilfsangebote der AWO sind vielfältig, immer aber darauf ausgerichtet, den Lebensalltag von benachteiligten Menschen zu erleichtern und ihren eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Soziale Not kann sehr unterschiedliche Formen annehmen und ein Eingreifen erfordern. Gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsverbänden will die AWO Sprachrohr für denjenigen sein, die nicht auf der Sonnenseite stehen. Denn auch wer keinen und nur einen geringen ökonomischen Mehrwert produziert, darf sich nicht aufs Abstellgleis abgeschoben fühlen. Jede und jeder kann etwas, besitzt Würde und unveräußerliche Rechte. Rat- und hilfesuchenden Menschen in den Wechselfällen des Lebens beizustehen, ist den Mitgliedern und Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt Antrieb und Kraftquelle. Leid und Not lassen sie nicht teilnahmslos, sondern spornen sie immer wieder neu an. Von daher bleibt zu hoffen, dass ihr Vorbild anderen Mut macht und weiterhin reichlich Nachahmer findet.
Gerade mit Blick auf die vielen Beispiele aktiver Nachbarschaftshilfe während der Corona-Pandemie bin ich überzeugt, dass es ein großes Maß an Gemeinsinn in Deutschland gibt. Trotz mancher Auswüchse der Spaßgesellschaft sind wir nicht plötzlich zu einem Volk von Egoisten geworden. Tagtäglich wird der Nachweis erbracht, dass die Bundesbürger ihr Herz am rechten Fleck haben. Deshalb ist es zwar bedauerlich, dass die angedachte große Feier anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der AWO Fulda vorerst nicht stattfinden kann, jedoch sind die Grundlagen für ein weiterhin erfolgreiches und am Wohl des Menschen orientiertes Schaffen gelegt. In den 75 Jahren seines Bestehens hat der Verband schon ganz andere Krisen als Corona gesehen – und sich dabei breite Unterstützung und Anerkennung in dem Bestreben erworben, die Gesellschaft ein Stück menschlicher zu machen. Und wie so oft im Leben, gilt auch in diesem Fall: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Woide
Landrat