Vor einem Jahr hat die AWO bundesweit das 100jährige Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt gefeiert und an die Anfangsjahre mit Nähstuben und Suppenküchen erinnert. In diese Zeit kann man sich zurückversetzt fühlen, wenn man die vielen Leute an den Nähmaschinen in den Blick nimmt, die Mund-Nase-Masken nähen. Leider sitzen sie nicht gemütlich zusammen in einem Raum, sondern arbeiten alle separat. Ganz nach den aktuellen Vorgaben.
Der AWO Kreisverband Fulda hatte Ende März in einem Rundschreiben an seine Ehrenamtlichen den Aufruf der Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegebereich weitergegeben, sie durch das Nähen von Stoffmasken zu unterstützen. Die AWO Altenzentren hatten auf Dauer nicht mehr ausreichend Bestände an Mund-Nasen-Schutz, um die Bewohner*innen vor Ansteckung zu schützen, und Nachlieferungen waren nicht absehbar. Auch die mobile Pflege und das Essen auf Rädern standen vor dieser Situation.
Der Appell motivierte einige Freiwillige, und über das Netzwerk der AWO Begegnungsstätten im Südend, in Ziehers-Süd, Ziehers-Nord und am Aschenberg fanden sich weitere Näher*innen, ebenso wie rund um die Altenzentren. Insbesondere die Bonhoeffer-Kirchengemeinde sowie die Pfarrgemeinden St. Peter und St. Paulus haben die Verbreitung der Aktion aktiv unterstützt. Erwähnenswert ist, dass auch Frauen aus dem Landkreis mitgewirkt haben sowie die Bewohnerinnen der Flüchtlingsunterkunft in Marbach.
Das Engagement war überaus vielfältig – so vielfältig wie unsere Gesellschaft. Da nähte die junge Frau zusammen mit ihrer Mutter, die Rentnerin teilte sich Zuschnitt und Näharbeit mit ihrer Schwester, die Flüchtlingsfrau mit ihren 6 Kindern beteiligte sich und auch die über 80jährige packte ihre Nähmaschine wieder aus und freute sich, dass sie noch einen Beitrag für das Gemeinwohl leistete.
Schon vor Ostern konnten das AWO Altenzentrum Petersberg und das Erna-Hosemann-Haus in Ziehers-Nord mit 500 Mund-Nasen-Masken versorgt werden. Inzwischen wurden weitere Masken an Mitglieder und Besucher gegeben sowie als Dank an Geschäfte, die die AWO Fulda durch Rabatte auf die Ehrenamtskarte unterstützen. Die stolze Zahl von 1000 Masken wurde erreicht!
Zu verdanken ist dies den rund 30 Näher*innen sowie der Koordination durch das Team des Bürgerzentrums Ziehers-Süd, wo die Logistik den Stützpunkt hatte. Zu transportieren waren zum Beispiel Nähmaschinen. Außerdem mussten Stoff, Garn, Gummiband und Draht verteilt und dann als Masken wieder zurückgeholt werden.
Das Material war zum Teil schwer zu organisieren. Stoff ging einfach: alte Bettwäsche und Tischdecken (z. B. aus dem AWO Kaufhaus mit Herz) wurden wiederverwertet. Draht aus dem Bastelladen oder der Gärtnerei wurde besorgt. Aber Gummiband war zeitweise nicht zu bekommen. Die Regale waren leergefegt und auch eine online-Bestellung half nicht viel, die zweite Lieferung ist bis heute nicht eingetroffen.
Die Mitwirkenden haben sich von den Widrigkeiten nicht entmutigen lassen und sind weiterhin fleißig am Nähen, denn auch Freunde und Nachbarn haben jetzt Bedarf angemeldet. Und anderen helfen macht offensichtlich Spaß!
Frank Fladung, Leiter des AWO Altenzentrums Petersberg, ist voll des Lobes: „Die Mitarbeiter*innen freuen sich über den individuell gestalteten Mund-Nasen-Schutz, der im Gegensatz zu den üblichen Masken so schön bunt ist. Er wurde auch Leuten gegeben, die mit ihren Angehörigen am Besucherfenster sprechen, obwohl dort noch zusätzlich die Abstandsregel gilt. Es war super wie schnell und unbürokratisch so viele Ehrenamtliche aktiviert wurden.“
Die Kolleg*innen des AWO Altenzentrums in Ziehers-Nord “Erna-Hosemann-Haus” haben uns ein Danke-Foto geschickt: