Seit 1984 werden jedes Jahr Angaben von etwa 30.000 Menschen erhoben. Diese repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland nennt sich SOEP (sozio-ökonomisches Panel) und ermöglicht Aussagen über einen Zeitraum von über 30 Jahren – nicht zuletzt auch den Vergleich des ehrenamtlichen Engagements. Das DIW in Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V.) hat die Ergebnisse dieser Studie, die auf einen einmaligen Datenschatz zurückgreift, jetzt veröffentlicht.
Die steigende Engagementbereitschaft in der Bevölkerung ist seit langem ungebrochen
(Anstieg von 27 auf 32 %).
Diese Entwicklung wird sowohl durch das zunehmende Engagement junger Erwachsener getrieben als auch durch die gestiegene Bereitschaft Älterer, sich auch nach dem Renteneintritt ehrenamtlich einzubringen. Im Detail sieht man zum Beispiel:
- Geschlechterunterschiede im Zeitraum:
Anteil Frauen von 21 auf 30 % erhöht, Anteil der Männer von 34 auf 33 % gesunken. - Schüler*innen im Vergleich von 1990 zu 2017:
Anstieg von 27 Prozent auf 46 Prozent - Rentenbezieher*innen im Vergleich von 1990 zu 2017:
Anstieg von 17 Prozent auf 29 Prozent
Sowohl die Generation der 68er als auch die „Generation Y“ (1983 bis 1999 Geborene) engagieren sich aktuell stärker als vorangegangene Generationen im gleichen Alter.
Das Fazit ist:
Die Zeit des Ruhestands dürfte auch für künftige Generationen eine attraktive Lebensphase für die Ausübung freiwilligen Engagements sein (insbesondere, wenn sie auch sonst aktiv, gesund und zufrieden sind). Für die Gesellschaft liegt darin ein besonderes Potenzial, da sich ältere Menschen vor allem im sozialen Bereich engagieren.
Das in den letzten Jahren gewachsene zivilgesellschaftliche Engagement, zum Beispiel bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen infolge der Fluchtzuwanderung, hat dazu beigetragen, dass die Wertschätzung ehrenamtlichen Engagements seitens der Politik zu einem Ausbau der Förderungen führte.
Um die ehrenamtliche Betätigung aller Generationen und Gesellschaftsschichten zu ermöglichen, ist es empfehlenswert, Angebote zum ehrenamtlichen Engagement möglichst flexibel und niedrigschwellig zu gestalten.
Politisch sollten gesellschaftlich sinnvolle Einsatzfelder für Ehrenamtliche ausgebaut und unterstützende Strukturen und Informationsangebote für Ehrenamtliche geschaffen werden. Erfolgreichen Initiativen sind keine Kürzungen ihrer Projektzuwendungen zuzumuten. Auch neue Formen des Engagements, beispielsweise digitales Zivilengagement, sollte unterstützt werden.