Lesung mit Autor Wolfgang Lambrecht
Was haben eine kleine Hexe, der Mann im Mond und ein fast blinder Maulwurf gemeinsam? Sie alle erleben Alltagsabenteuer mit Herrn Bombelmann, einer Kunstfigur des Künzeller Autoren Wolfgang Lambrecht. Welche genau, erfuhren Kinder der Fuldaer St. Paulus Kita und Bewohnerinnen des Erna-Hosemann-Hauses der AWO Nordhessen während einer Lesung Lambrechts am Dienstag, im Pfarrsaal der St. Paulus Kirche. Anlass war die Eröffnung des Bücherspielplatzes des AWO-Stadtteiltreffs in Ziehers-Nord.
Lambrecht berichtet den Anwesenden unter anderem von der Begegnung Herrn Bombelmanns mit der kleinen Hexe. Geblendet von dessen Fernrohr, mit welchem er regelmäßig den Mann im Mond beobachtet, verunglückt sie beinahe. Daraufhin hält sie dem sichtlich verdutzten Bombelmann eine Standpauke, beschließt jedoch, ihm einen Wunsch zu erfüllen. Und so sitzen sie, Herr Bombelmann und der Mann im Mond am Ende der Geschichte zusammen, trinken Kakao und spielen eine Partie Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Lambrecht verknüpft seine Erzählung mit Schauspielkunst. Er wechselt authentisch zwischen den Rollen und nutzt diese Wechsel zur direkten Ansprache einzelner Zuhörer:innen. So erfüllt er den Raum mit Spannung und zieht Jung und Alt in seinen Bann. Obwohl Kinder bekanntlich nicht lange stillsitzen können, lauschen sie aufmerksam bis zum Ende und zeigen damit, wie hoch ihr Interesse an Büchern und damit letztlich auch am Bücherspielplatz sicherlich ist.
„Vor einiger Zeit kamen zwei junge Frauen aus dem Stadtteil auf uns zu, darunter Aisha Butt. Sie hatten die Idee eine Lesegruppe für Kinder zu eröffnen, in der diese spielerisch an das Lesen herangeführt werden“, sagt Lina Härmstädt, Leiterin des AWO-Stadtteiltreffs Ziehers-Nord, in ihrer Begrüßung. Ziel des Bücherspielplatzes sei es, Kindern den Spaß am Lesen näherzubringen, um so ihre Lesekompetenz individuell zu fördern. Finanziert wird das Angebot durch die Nassauische Heimstätte, Wohnstadt Fulda – vertreten durch Sascha Holstein, Leiter des Regionalcenters Kassel, und Romy Rath, Leiterin des Servicecenters Fulda –, die den Bücherspielplatz unter anderem mit einer Bücherspende unterstützt.
Stefan Mölleney, Leiter des Amts für Jugend, Familie und Senioren, übermittelte Grüße von Fuldas Bürgermeister Dag Wehner. Er selbst habe als Kind viel Zeit im Pfarrsaal der St. Paulus Kirche verbracht und hier den Spaß am Lesen entdeckt. Daher überrascht es wenig, dass eine Kiste voller Bücher den größten Teil von Mölleneys Urlaubsgepäck ausmacht. „Ich bin zwei Wochen allein unterwegs und will beim Lesen in fremde Welten eintauchen.“ Ein Buch mit Herrn Bombelmann werde Mölleney ebenfalls mit auf die Reise nehmen, denn: „Um gut leben zu können, braucht es das Lesen, muss man mit Büchern aufwachsen, und dass das hier beim Bücherspielplatz gelingt, davon bin ich überzeugt.“
Erich Stenzel, Bezirksvorsteher von Ziehers-Nord, misst insbesondere der Förderung der Kreativität durch Bücher eine hohe Bedeutung zu. Zwar verbringen Kinder heute viel Zeit vor dem Tablet oder mit dem Handy, doch nur das Lesen und Vorlesen von Büchern rege ihre Kreativität an, da sie dazu eingeladen werden, sich das Gehörte und Gelesene bildhaft vorzustellen.
Welchen Wert Bücher haben, wird an den Erzählungen von Collette Wanjugu Döppner, stellvertretende Vorsitzende der AWO Fulda, klar. Döppner wuchs in Kenia in armen Verhältnissen auf. Ihrer Mutter fehlte das Geld für Bücher, lediglich Ausgaben für Schulbücher und -uniform konnte sich die Familie leisten. „In der Nähe unseres Wohnorts gab es allerdings eine Bibliothek, dort war ich jede Woche. Nach einigen Jahren hatte ich alle Bücher in der Kinderabteilung gelesen“, sagt sie. Damals war sie 13 und verzweifelt. „Denn ich wusste nicht, was ich jetzt lesen sollte. Die Bibliothek machte dann eine Ausnahme, und gestattete es mir, Bücher für Erwachsene auszuleihen.“ So habe das Buch letztlich ihr Leben verändert. Nur dank dem Lesen sei es ihr gelungen, die Deutsche Sprache zu lernen, die sie heute beherrscht.
Auch Jennifer Linke, verantwortlich für das Sozialmanagement der Wohnstadt, betonte den Bildungsaspekt des Lesens. Denn eine gute Bildung sei die Grundlage für ein späteres gutes Leben. Nur wer in seiner Jugend viel lerne, könne sich in Zukunft eine den eigenen Ansprüchen genügende Wohnung leisten.
Den Grundstein hierfür können Kinder ab sofort, immer dienstags, von 17.30 bis 19 Uhr, auf dem Bücherspielplatz im AWO-Stadtteiltreff Ziehers-Nord legen.
Die Presse berichtete von der Eröffnungsveranstaltung: