Mittlerweile gehören die Mund-Nasen-Bedeckungen zum Stadtbild dazu und sie sind auch in ausreichender Menge für jeden verfügbar. Ganz anders sah dies noch am Anfang der von Bundes- sowie Landesregierungen beschlossenen Corona-Maßnahmen aus, die eben auch das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen umfasste. Zwar stellten viele Betriebe ihre Produktion um, um die riesige Nachfrage nach Masken bedienen zu können, aber zunächst kam es dennoch zu Versorgungsengpässen.
Uns erreichte die Bitte der Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegebereich, diese durch das Nähen von Mund-Nasen-Bedeckungen zu unterstützen. Selbst in den AWO-Altenzentren, bei der mobilen Pflege sowie beim Essen auf Rädern gab es zunächst nicht genügend Masken, um den zur Risikogruppe gehörenden Personenkreis vor einer möglichen Ansteckung mit COVID-19 zu schützen.
Der AWO Kreisverband Fulda reagierte sofort und wandte sich mit einem Hilfeaufruf an sein großes Netzwerk an Freiwilligen. Es fanden sich schnell circa 30 Männer und Frauen allen Alters und aus verschiedenen Kulturen und Ländern zusammen. Von der geflüchteten Frau mit ihren sechs Kindern über junge Frauen mit ihren Müttern und Ehepaaren bis hin zur Rentnerin mit weit über 80 Jahren, alle einte ein Ziel: anderen Menschen helfen!
Es wurden fleißig Stoffreste gesammelt, Nähmaschinen aus dem Keller reaktiviert, Schablonen für unterschiedliche Maskentypen entworfen und dann in Handarbeit insgesamt rund 1000 Masken hergestellt. Ein Einsatz, der Assoziationen an die geschichtlichen Anfänge der AWO mit ihren Nähstuben erinnert.
Bettdecken, Tischdecken, Stoffreste … Alles wurde zum Ausgangsmaterial für die Maskenproduktion. |
Aufgrund der damals noch in Kraft befindlichen Corona-Einschränkungen war es jedoch nicht möglich, dass die NäherInnen zusammen an einem Ort an die Arbeit gehen konnten, sondern jeder für sich im heimischen Umfeld tätig werden musste. Dies bedeutete eine größere Herausforderung an die gesamte Logistik. Nähmaschinen mussten und Stoffreste mussten zu den NäherInnen gebracht und anschließend die fertig genähten Masken wieder abgeholt werden. Die Koordination oblag hier dem Team des Bürgerzentrums Ziehers-Süd.
In Heimarbeit wurde Maske um Maske genäht. |
Über die Mund-Nase-Behelfsmasken freuten sich neben den KollegInnen aus dem Pflegebereich auch BesucherInnen und Mitglieder der AWO sowie Firmen, die die AWO-Ehrenamtskarte unterstützen.
Die Freude über die Masken und der Dank für die NäherInnen war sehr groß. |
Am 02.07.2020 war es nun endlich soweit, dass alle NäherInnen im Bürgerzentrum Ziehers-Süd – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln – zusammenfinden, sich gegenseitig kennenlernen und sich über ihre Erfahrungen austauschen konnten. Zum Dank für das Engagement gab es vom AWO-Geschäftsführer und dem Koordinator der Stadt Fulda einen passenden Blumengruß in Form von „fleißige Lieschen“ für die fleißigen NäherInnen.
Zusammentreffen und Ehrung der MaskennäherInnen am 02.07.2020. |
O-Töne der MaskennäherInnen von der Kennenlern- und Vernetzungsveranstaltung. | Fleißige Lieschen für fleißige Menschen – Artikel aus der Fuldaer Zeitung vom 14.07.2020. |
Die Corona-Krise war und ist eine große Herausforderung für unsere gesamte Gesellschaft. Die MaskennäherInnen haben beispielhaft deutlich gemacht, wie wichtig funktionierende Nachbarschaftsnetzwerke für eine Gesellschaft sind und wie aus Fremden gute Nachbarn werden, die füreinander da sind, wenn es darauf ankommt.
Die Initiative rund um die Masken-NäherInnen hat sich deshalb auch für den Integrationspreis der Stadt Fulda beworben. Dieser mit 3.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge verliehen und soll der herausragende Einsatz für Nachbarn und hilfsbedürftige Menschen im interkulturellen Kontext in Fulda auszeichnen.
Die Ehrung der PreisträgerInnen wird voraussichtlich am 1. Oktober 2020 stattfinden. Wir drücken unseren Masken-Näherinnen die Daumen und sagen an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank für ihren Einsatz!